Editorial

Zwei Säulen tragen das Dach – das duale System im Aargau

Die katholische Kirche in der Schweiz ruht auf zwei tragenden Säulen, die sich gegenseitig brauchen: einer pastoralen und einer staatskirchenrechtlichen. Die pastorale Seite verantwortet Glauben, Liturgie und Seelsorge; die staatskirchenrechtliche Seite sichert die materiellen Grundlagen und die Organisation. Dieses Miteinander – rechtlich verschieden, praktisch eng verzahnt – macht das Schweizer Modell einzigartig.

Zur pastoralen Säule: Das Gebiet des Kantons Aargau gehört zum Bistum Basel. Das Bistum ist in Regionen, Pfarreien und rund 100 Pastoralräume gegliedert. Mehrere Pfarreien arbeiten in einem Pastoralraum nach gemeinsamem Pastoralkonzept zusammen; getragen von Seelsorgeteams. Auf nationaler Ebene koordiniert die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) die Zusammenarbeit der Diözesen.

Zur staatskirchenrechtlichen Säule: Die Kirchgemeinde bildet die Basis. Ihr Souverän sind die Stimmbürger. Die 92 Kirchgemeinden im Aargau bilden mit rund 185 000 Katholikinnen und Katholiken die Römisch-Katholische Landeskirche. Oberstes Organ ist die Synode (Parlament) mit 150 Mitgliedern; die Exekutive bildet der Kirchenrat. Die Landeskirche übernimmt überregionale Aufgaben und unterstützt die Kirchgemeinden vor Ort. Wahlen und Zuständigkeiten sind klar geregelt: Alle vier Jahre finden Gesamterneuerungswahlen statt. Die Stimmberechtigten wählen ihre Kirchgemeindebehörden und die Vertretungen in die kantonale Synode. Die Kirchgemeindeversammlungen beschliessen u. a. über Budget, Rechnung und Sachgeschäfte; das pastorale Leben selbst wird auf der kirchenrechtlichen Seite verantwortet. Auf nationaler Ebene verbindet die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) die Landeskirchen und führt den strukturierten Dialog mit den Diözesen und der SBK, damit die beiden Rechtssysteme auch schweizweit gut zusammenspielen.

So bleibt das Dach stabil: Die pastorale Säule sorgt für Inhalt und Sendung, die staatskirchenrechtliche für Mittel und Rahmen. Beides gehört zusammen – im Alltag der Kirchgemeinden, Pfarreien und Pastoralräume ebenso wie in den Gremien von Landeskirche, SBK und RKZ. Und damit gilt auch kirchlich, was demokratisch selbstverständlich ist: Mitdenken und Mitentscheiden lohnt sich, denn jede Stimme zählt.

Michael Jablonowski

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