Kleingeld im Hosensack

Für die nächsten Gottesdienste wird gebeten Maultiere, Geländewagen, theologische Bücher sowie Unterrichtsmaterial mitzubringen. Diese können dann während der Gabenbereitung vor den Altar gelegt werden.

Eine solche Einladung zur Kollekte wäre sicherlich kaum praktikabel. Läge dies mit den Büchern und dem Unterrichtsmaterial noch im Rahmen des Möglichen wäre jedoch allerspätestens bei dem Maultier Schluss.

Was heute befremdlich tönt und auch kaum praktikabel tönt, wurde jedoch in der alten Kirche genau so durchgeführt. Die Gläubigen brachten Wein, Brot und andere Lebensmittel mit und brachten diese zum Altar. Alles was nicht in der Eucharistiefeier selbst gebraucht wurde, verteilten dann die Diakone an die Bedürftigen. So wirkte die Eucharistie über die Zeit der Feier hinaus in die Armut der Menschen hinein. Gottesdienst war somit auch stets Diakonie – gelebte Nächstenliebe. Es galt aus der Eucharistie heraus alle Gläubigen zu unterstützen und zu stärken. Und dies auch auf eine praktische Art und Weise.

Auch heute bedürfen immer noch viele Menschen unserer Unterstützung. Doch haben sich die Bedürfnisse im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Und so wandelte sich auch die Kollekte. Naturalien wurden zunehmend unpraktisch, es war leichter ein paar Münzen mitzubringen und diese als Gabe zum Altar zu tragen. Was gleich blieb, war die Tatsache, dass mit den Münzen den Menschen geholfen wurden.

Dies wurde dann bis heute beibehalten. Heute haben viele Gläubige Kleingeld oder auch Scheine im Hosensack, welche sie dann im Gottesdienst von den Ministranten und Ministrantinnen zum Altar tragen lassen. Und so bleibt die Verbindung von Gottesdienst und Diakonie bis heute bestehen. Was im hören des Wortes Gottes und im Empfang der Eucharistie gefeiert wird, wirkt zum Wohl der Menschen. Und dies nicht nur spirituell, sondern auch rein praktisch.

Michael Jablonowski

Zurück